Schaulaufen in vier Akten für den designierten Meister oder spektakulärer Aufstiegskampf? In der 2. Bundesliga Nord fällt an den bevorstehenden drei Wochenenden die Entscheidung, wer in der nächsten Saison erstklassig kegeln darf. Ins Aufstiegsrennen gehen der SK Kamp-Lintfort, SKC Waldbrunn-Hadamar, GW Rösrath und der SC Reckenfeld.
Betrachtet man die Leistungen in der Normalrunde, müsste der Aufsteiger eigentlich Kamp-Lintfort heißen. Das Team vom Niederrhein dominierte die Liga und schloss die Saison mit neun Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten ab. Doch das ist nun nichts mehr wert: Platz eins bedeutet vier Punkte Vorgabe für die Playoffs, Hadamar startet mit drei, Rösrath mit zwei und der SCR mit einem. Deshalb kann in den Playoffs noch so einiges passieren: Vier Spieltage mit vier Mannschaften, jede hat einmal Heimrecht – und jedes Mal gibt es vier Punkte für das beste Team, einen für das schlechteste. Überraschungen sind da nie auszuschließen.
Zumal die Atmosphäre eine besondere ist. Ein Highlight für den SC Reckenfeld, der sich mit der Qualifikation zu dieser Meisterrunde für eine ordentliche Saison belohnt. Vielleicht wäre sogar eine bessere Ausgangsposition möglich gewesen, wenn die Reckenfelder ohne größere Ausfälle durch die Saison gekommen wären: Doch erst setzte ein Bänderriss Jonas Müller vorübergehend außer Gefecht, dann erwischte es Michael Reisch am Meniskus – er fällt mittlerweile seit Oktober aus, Björn van Raalte seit Anfang des Jahres.
Trotzdem verloren die Reckenfelder das Ziel Playoffs nie aus den Augen. “Gerade unsere jungen Spieler können da viel lernen”, sagt SCR-Teamsprecher Andre Ahlers mit Blick auf die beiden Youngster Jonas Müller und Nick von Voss, die beide zu Hause eine überragend gute Saison gespielt haben. In der Meisterrunde gibt es nun aber nur ein Heim- und drei Auswärtsspiele – und zwar dreimal auf Plastik. Schon allein deshalb sind die auf Holzbahnen heimischen Reckenfelder im Spitzenquartett der Liga krasser Außenseiter.
Zum Playoff-Auftakt geht es am Samstag (12 Uhr) ins hessische Hadamar, wo der SCR in dieser Saison immerhin einen Punkt ergattern konnte – anders als beispielsweise Rösrath. “Vielleicht können wir ja einen Platz nach oben klettern”, sagt Ahlers. Am ersten März-Wochenende folgt dann ein Doppelspieltag: Samstag (4. März) in Rösrath und Sonntag (5. März) am Wittlerdamm in Reckenfeld. Bis dahin würden die Reckenfelder das Aufstiegsrennen gern offen halten. Und wenn das nicht klappt? Dann will man laut Ahlers zumindest Spaß an den Playoffs haben – und vielleicht am Ende das Zünglein an der Waage spielen, wenn schließlich am 11. März in Kamp-Lintfort endgültig der Meister gekürt wird.
Simon van Raalte
SCR-Kegler auf Platz vier in die Playoffs
Das war am Ende deutlicher als erwartet: Mit einem ungefährdeten 3:0 (52:26/ 5159:4802) gegen den SKC Waldbrunn-Hadamar haben die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld den vierten Tabellenplatz behauptet und sich damit für die Playoffs qualifiziert. In vier Spielen ermitteln nun der SK Kamp-Lintfort, Waldbrunn-Hadamar, der CfK Rösrath und der SCR den Aufsteiger in die 1. Liga. Für diese Herausforderung tankten die Reckenfelder im letzten Spiel der Normalrunde noch einmal ordentlich Selbstvertrauen.
Reckenfelds Startblock ließ wieder einmal nichts anbrennen: Nach nur einer Bahn war der SCR-Express den Gästen schon um 74 Holz davongezogen, wozu Andre Ahlers mit sensationellen 255 auf Bahn 4 maßgeblich beitrug. Am Ende erzielte Ahlers mit 917 Holz eine neue persönliche Bestleistung auf den Bahnen am Wittlerdamm. Jonas Müller spielte ebenfalls starke 880 Holz. Bei den Gästen tat sich dagegen Janis Schmitt unerwartet schwer: Der punktbeste Spieler dieser Zweitliga-Saison musste sich mit 782 Holz zufrieden geben. Sein Teamkollege Alexander Düber kam immerhin auf solide 830 Holz.
Im Mittelblock kämpften Tom Viertel (775 Holz) und Alexander Weis (776) für die Mittelhessen über weite Strecken vergeblich gegen die Tücken der Reckenfelder Bahnen. Wie es geht, zeigte einmal mehr Nick von Voss, der seine eindrucksvolle Heimbilanz mit 899 Holz weiter aufpolierte. Michael Schlüter baute nach ordentlicher erster Hälfte ein bisschen ab und blieb mit 818 Holz unter Dübers 830 aus dem ersten Block – die erste Wertung für die Gäste. Dass es nicht die einzige blieb, dafür sorgte Hadamars Nico Klink mit einer unfassbaren letzten Räumgasse: 13 Neunen und zwei Kränze hievten den amtierenden Weltmeister im Kegel-Sprintwettbewerb auf starke 888 Holz. Rainer Stoffels kam lediglich auf 751 Holz, während für den SCR Stefan Lampe (845) und Dieter Stumpe (836) die 830er-Vorgabe erfüllten.
Nun freuen sich die Reckenfelder auf die vier “Bonusspiele” in den nächsten Wochen. Realistische Aufstiegschancen hat der SCR dabei wohl nicht. “Aber wir wollen mal schauen, ob wir Kamp-Lintfort noch ein bisschen ins Schwitzen bringen können”, sagt Teamsprecher Ahlers mit Blick auf den ausgemachten Favoriten vom Niederrhein. Los geht’s am 25. Februar. Welche Mannschaft als erstes Heimrecht genießt, legt der Verband im Laufe dieser Woche fest.
Für die 3. Mannschaft des SCR steht der Abstieg aus der Westfalenliga längst fest. Doch im letzten Auswärtsspiel der Saison beim ESV Siegen zeigten die Reckenfelder ihre wohl beste Saisonleistung, die mit einem verdienten Punktgewinn belohnt wurde. Beim 1:2 (33:45/ 4711:4905) gaben auf beiden Seiten die Frauen den Ton an: Auf Siegener Seite erzielte Petra Fritz mit 858 Holz die Top-Zahl, beim SCR stach Maria Schmedt (812) aus einer geschlossenen Mannschaft heraus. Frank Reinker (794), Marcel Reisch (791), Marcus Klaus (788), Frank Attermeier (777) und Frank Stallmeier (749) wussten aber durch die Bank zu überzeugen.
Die SCR-Vierte verlor das Kellerduell in der Oberliga beim BSV Ostbevern 2 mit 1:2 (17:19/ 2618:2687). Rainer Terwort (699) und Hendrik Nytz (698) fanden sich auf den anspruchsvollen Bahnen in Peckeloh noch am besten zurecht. Die SCR-Sechste bezwang GW Nottuln 2 mit 3:0 (23:13/ 2677:2427). Markus Rolf (714) und Tobias Dömer (694) waren die besten Reckenfelder.
Spiel der Zweiten fällt aus
In der Westfalenliga machte die SCR-Reserve einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft – und das, ohne eine Kugel in die Hand zu nehmen. Denn der direkte Konkurrent, ESV Minden, sagte das Spitzenspiel in Reckenfeld aufgrund personeller Probleme kurzfristig ab. Das Angebot der Reckenfelder, die Partie zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, schlugen die Mindener aus. Den Reckenfeldern fehlt damit zum Titelgewinn noch ein Sieg bei noch zwei ausstehenden Spielen.
Die SCR-Dritte verlor das Kellerduell in der anderen Westfalenliga-Staffel beim KV Dortmund mit 0:3 (28:50/ 3817:4595). Frank Reinker (757), Frank Stallmeier (753) und Markus Klaus (744) waren die besten Kegler auf Reckenfelder Seite. Die 4. Mannschaft des SCR verlor 0:3 (14:22/ 2965:3087) bei der KV Gütersloh-Rheda. Helmut Kenning (774) war Bester seines Teams. Fabian Howe (760) fehlte am Ende ein Holz, um seinem Team den Zusatzpunkt zu sichern.
In der Bezirksliga entschied die SCR-Fünfte das vereinsinterne Derby gegen die Sechste mit 3:0 (25:11/ 2807:2696) für sich. Hendrik Nytz stach mit 726 Holz heraus.
SCR besiegt Helmstedt klar
Am Ende war es dann doch die erhoffte klare Angelegenheit: Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld setzten sich gegen den KSV Helmstedt deutlich mit 3:0 (56:22/ 5116:4416) durch und machten damit einen weiteren Schritt in Richtung Playoffs. Die Gäste aus Niedersachsen präsentierten sich lediglich Startblock mit Michael Heim (791 Holz) und Timo Polk (824) zweitligatauglich und werden es in dieser Form wohl auch in der Abstiegsrunde schwer haben.
Der SCR bot dagegen kaum eine Angriffsfläche: Jonas Müller steigerte sich von Bahn zu Bahn und erzielte mit 904 Holz eine neue persönliche Bestleistung. Andre Ahlers ließ es nach eindrucksvollen 242 Holz auf seiner Anfangsbahn etwas lockerer angehen und kam schließlich auf starke 859. Reckenfelds Vorsprung betrug damit bereits 148 Holz – und es sollte noch deutlicher werden. Michael Schlüter bestätigte im Anschluss seine gute Form mit 844 Holz. Nick von Voss trumpfte mit 868 Holz erneut stark auf – kaum zu glauben: sein “schwächstes” Heimergebnis in dieser Saison. Die Gäste hatten dem mit Burghard Träger (761) und Pasqual Eberlein (663) nichts entgegen zu setzen.
Im Schlussblock brauchte Udo Reinker eine Bahn, um seine Nervosität bei seinem Zweitliga-Heimdebüt abzulegen. Am Ende spielte er solide 808 Holz, womit er fünf Helmstedter hinter sich ließ. Dieter Stumpe vergab mit einer schwachen Bahn 4 eine mögliche Top-Zahl, kam aber am Ende routiniert auf 833, womit er auch den besten Gästespieler hinter sich ließ.
In der Tabelle bleibt der SCR punktgleich mit Waldbrunn-Hadamar, das am Wochenende überraschend klar in Wattenscheid gewann. Langenfeld/Paffrath liegt zwei Punkte dahinter in Lauerstellung im Kampf um die Playoff-Plätze.
SCR hat den KSV Helmstedt zu Gast
Auf dem Papier ist es das leichteste Spiel der Saison: Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld haben am Samstag (14 Uhr) den KSV Helmstedt zu Gast. Der Aufsteiger aus Niedersachsen hat in der neuen Liga nie so richtig Fuß gefasst, liegt abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz und gilt auch in den bevorstehenden Playdown-Spielen als erster Abstiegskandidat.
Folglich lastet der Druck am Samstag ausschließlich auf den Reckenfeldern, die sich im Rennen um die Playoff-Plätze keinen Ausrutscher erlauben dürfen. Und gerade hier lauert die Gefahr: Denn dass die Helmstedter für eine Überraschung gut sein können, haben sie in dieser Saison bei ihrem bislang einzigen Auswärtspunktgewinn auf den schwierigen Bahnen in Kassel gezeigt. “Wir sollten das Spiel also nicht auf die leichte Schulter nehmen”, sagt SCR-Teamsprecher Andre Ahlers. Schließlich hat der Gast nichts zu verlieren – anders als die Reckenfelder.
Für den verletzten Stefan Lampe rückt Udo Reinker ins Team. Für ihn ist es nach zwei überzeugenden Auswärts-Einsätzen die Zweitliga-Heimpremiere. Die Aufstellung lautet somit: Müller, Ahlers, von Voss, Schlüter, Reinker, Stumpe.