Im Grunde könnte man sich die weite Anreise sparen: Fast 300 Kilometer sind es von Reckenfeld bis ins nordhessische Sontra, direkt an der Grenze zu Thüringen. Beim dortigen KV Blau-Weiß bestreiten die Zweitliga-Kegler des SCR am Samstag (13 Uhr) ihr erstes Auswärtsspiel in dieser Saison. Und sie werden mutmaßlich mit leeren Händen zurück fahren. Denn Sontras Heimstärke ist beeindruckend: Der letzte Punktverlust auf eigener Bahn liegt fast drei Jahre zurück – damals spielte die Mannschaft noch in der Hessenliga und der Gegner hieß GF Fulda.
Seitdem gab es für Gäste im Kegelsportcenter an der Jahnstraße nichts zu holen. Die Hessen spielen auf ihren ergiebigen Kunststoffbahnen ausgesprochen konstant und regelmäßig Zahlen weit jenseits der 900. So war auch der SCR in den letzten beiden Jahren dort chancenlos. Diese Heimstärke hievte das Team in der vergangenen Saison bis auf Tabellenplatz drei. “Sich dort mit zwei Leuten oben reinzusetzen, ist verdammt schwer”, weiß auch Reckenfelds Mannschaftsführer André Ahlers, der trotzdem für den Fall der Fälle gewappnet sein will: “Wenn Sontra wider Erwarten Schwächen zeigen sollte, müssen wir da sein.”
Personell plant der SCR keine Veränderungen. Jonas Müller fällt aufgrund seiner Bänderverletzung weiterhin aus.
Die Spiele der übrigen SCR-Mannschaften am Wochenende:
SpG. Herne 2 – SC Reckenfeld 2 Sonntag, 10 Uhr
SC Reckenfeld 4 – BW Ottmarsbocholt Sonntag, 10 Uhr
GW Nottuln 2 – SC Reckenfeld 5 Sonntag, 14 Uhr
ESV Münster 4 – SC Reckenfeld 6 Sonntag 10 Uhr
Simon van Raalte
Zweite punktet in Lünen
SCR Erste startet mit knappem Sieg in die Saison
Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld sind zum Saisonstart mit einem blauen Auge davon gekommen. Nach gutem Beginn geriet der Zusatzpunkt gegen SK Mülheim am Ende noch in Gefahr. Schlussendlich konnten die Reckenfelder aber doch das erhoffte 3:0 (48:30/ 5036:4759) verbuchen.
Ein eindrucksvolles Bundesliga-Debüt lieferte SCR-Neuzugang Nick von Voss: Der 24-Jährige zeigte keinerlei Nervosität, spielte alle vier Bahnen auf hohem Niveau und setzte mit 882 Holz gleich ein Ausrufezeichen. André Ahlers wirkte anfangs etwas verkrampft, steigerte sich dann aber mit einer starken Schlussbahn auf ebenfalls gute 855 Holz. Weil die Mülheimer Andreas Happe (761 Holz) und Stefan Schröter (740) ganz schwach spielten, war der Gesamtsieg nach dem ersten Block schon so gut wie eingetütet.
Nun ging es darum, auch den Zusatzpunkt zu sichern. Doch hier bot der Reckenfelder Mittelblock mit Michael Schlüter (816) und Michael Reisch (813), der am Samstag sein 200. Bundesligaspiel bestritt, gleich zwei Angriffspunkte, die Mülheims Kim Zimmermann mit 827 Holz zu nutzen wusste. Die Gäste hatten damit zwei Wertungen auf ihrer Habenseite – das sah noch nicht dramatisch aus, weil Joachim Pohl und später auch Michael Kolba (beide 772) für den Ausgang keine Rolle spielten.
Doch es wurde noch mal spannend: Im Schlussblock begann Stefan Lampe mit starken 235 Holz, danach aber lief bei ihm nichts mehr zusammen, so dass er sich mit 815 Holz begnügen musste. Gleichzeitig spielte sich der Mülheimer Michael Kuenkamp in einen Rausch: Mit 887 Holz schob er sich sogar noch an Nick von Voss vorbei und sicherte seinem Team 12 Punkte in der Unterwertung. Dieter Stumpe ließ sich dadurch jedoch nicht beirren. Mit 855 Holz überspielte er souverän Zimmermanns 827 aus dem Mittelblock und tütete damit das 3:0 ein.
Die Erleichterung war den Reckenfeldern nach dem erfolgreichen Ligastart deutlich anzumerken. “Wir müssen uns steigern”, meinte Mannschaftsführer André Ahlers. Drei Zahlen zwischen 810 und 820 sind derzeit auf den Bahnen am Wittlerdamm zu wenig, so sein selbstkritisches Fazit.
Die Kugel rollt wieder am Wittlerdamm
Es hat mittlerweile Tradition, dass die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld ihre Saison mit einem Heimspiel gegen SK Mülheim beginnen. In der abgebrochenen Saison 2020/21 war das so, vor einem Jahr ebenfalls. Und am Samstag (14 Uhr) eröffnen die Reckenfelder erneut die Spielzeit daheim gegen die Ruhrstädter. Nachdem der SCR in den zurückliegenden beiden Jahren jeweils recht souverän mit 3:0 gewonnen hatte, droht es dieses Mal etwas enger zuzugehen im Kampf um den Zusatzpunkt. Zum einen, weil sich gewisse Eigenheiten der Bahnen am Wittlerdamm inzwischen rumgesprochen haben dürften. Insbesondere aber auch, weil der SCR in der Anfangsphase der neuen Saison auf Jonas Müller verzichten muss, der in der Vergangenheit besonders zu Hause stets eine sichere Bank war. Müller zog sich in der Saisonvorbereitung der Reckenfelder Fußballer einen Bänderriss im Knöchel zu und fällt wohl noch mindestens zwei Wochen aus
Wie gut, dass der SCR im Sommer Verstärkung an Bord geholt hat: Der zweifache Jugend-Weltmeister Nick von Voss hat in der Vorbereitung bereits einen glänzenden Eindruck hinterlassen und gibt am Samstag sein Bundesliga-Debüt. Allerdings sollte man dem 24-Jährigen auch noch etwas Zeit geben, sich an die Luft in dieser Spielklasse zu gewöhnen – bisher war er bei Preußen Lünen in der Westfalenliga Gegner der Reckenfelder Zweiten. Ansonsten setzt der SCR auf die Spieler, die in der vergangenen Serie lange im Aufstiegsrennen mitgemischt und am Ende Platz vier belegt haben.
Und mit welchem Ziel geht der SCR in die neue Saison? Die Antwort auf diese Frage fällt im Reckenfelder Lager einhellig aus: Playoffs! Denn nach dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen kehrt auch die Kegel-Bundesliga zur Normalität und damit zum üblichen Modus zurück. Und das bedeutet, dass die Saison nicht nach Hin- und Rückrunde beendet ist. Die vier Erstplatzierten ermitteln anschließend in vier Playoff-Spielen den Aufsteiger in die 1. Bundesliga. Für die Plätze sieben bis zehn geht es in den Playdowns gegen den Abstieg. Nur für den Fünft- und Sechstplatzierten ist nach 18 Spieltagen vorzeitig Schluss.
Als große Favoriten werden CFK Rösrath und BW Sontra gehandelt, also der Zweit- und Drittplatzierte der abgelaufenen Saison. Allerdings muss man wohl auch Erstliga-Absteiger Kamp-Lintfort auf der Rechnung haben. Der SCR wird bei einigen als Geheimtipp gehandelt – nicht zuletzt aufgrund der bisher gezeigten Heimstärke. Am Samstag müssen die Reckenfelder unter Beweis stellen, dass sie sich auch in der neuen Saison darauf verlassen können.
Aufstellung: Andre Ahlers, Nick von Voss, Michael Schlüter, Michael Reisch, Dieter Stumpe, Stefan Lampe
Weitere Spiele der SCR-Mannschaften am Wochenende:
Preußen Lünen – SC Reckenfeld 2 Sonntag, 10 Uhr
SC Reckenfeld 3 – SpG. Herne Sonntag, 10 Uhr
ESV Münster 2 – SC Reckenfeld 4 Sonntag, 10 Uhr
ESV Münster 3 – SC Reckenfeld 5 Sonntag, 12.30 Uhr
SC Reckenfeld 6 – Eintracht Coesfeld Sonntag, 13.30 Uhr
Wittlerdamm sieht zwei NRW-Siege und sportliche Höchstleistungen
Zwei Bahnrekorde, zwei deutliche Siege für die NRW-Auswahlmannschaften und viele staunende Gesichter im Zuschauerraum: Der Ländervergleich zwischen dem Westdeutschen Kegler-Verband (WKV) und Niedersachsen auf der Anlage des SC Reckenfeld bot am Samstag genau das, was man erwarten konnte: hochklassige Werbung für den Kegelsport.
Gleich zum Auftakt lieferten sich bei den Frauen die frisch gebackene Weltmeisterin Katharina Schmitz, ihre Lünener Mannschaftskollegin Jasmin Eigner und die Nordhornerin Marion Niehoff ein bärenstarkes Kopf-an-Kopf-Rennen. Was diese drei Spielerinnen an Dynamik und Präzision auf die Bahn brachten, war nicht nur für Kegel-Laien beeindruckend. Ein wenig überraschend hatte am Ende Niehoff mit 822 Holz knapp die Nase vorn gegenüber Eigner (817) und Schmitz (802). Den von SCR-Keglerin Maria Schmedt gehaltenen Damen-Bahnrekord von 826 Holz verpasste sie indes knapp.
Es sollte aber nicht mehr lange dauern, dann war Schmedt ihren Rekord los: Annika Boiarzin, die dritte Spielerin des deutschen Vizemeisters Preußen Lünen im NRW-Aufgebot, stellte wenig später dank überragender 240 Holz auf Bahn 4 am Ende mit 831 Holz die neue Bestmarke auf. Sarah Ziemke (Samo Remscheid) erzielte ebenfalls starke 808 Holz – ein Niveau, auf dem Niedersachsen in der Breite schlichtweg nicht mithalten konnte. Mit 4795:4282 entschied die NRW-Auswahl dieses Duell deutlich für sich.
Und die Männer? Mit Spannung erwarteten viele den Auftritt von André Laukmann, dem überragenden Kegler der letzten zehn Jahre. Und sie sollten nicht enttäuscht werden: Der 34-Jährige, der vor vier Wochen in Trier zum fünften Mal nach 2013, 2015, 2017 und 2019 Einzel-Weltmeister geworden war, spielte seine ganze Klasse aus. Druckvoll und präzise wie ein Uhrwerk riss er alle vier Bahnen ab, 105 Holz warf er auf seiner “schwächsten” Räumgasse. Zur Veranschaulichung: das sind bei 15 Wurf Abräumen mindestens acht Neunen – wohlgemerkt auf seiner “schwächsten” Gasse. Am Ende blieb das Zählwerk bei 923 Holz stehen – und SCR-Neuzugang Nick von Voss musste sich von seinem vor knapp zwei Jahren aufgestellten Bahnrekord von 911 Holz verabschieden.
Angesichts dieser überragenden Einzel-Vorstellung geriet fast ein wenig aus dem Blick, dass die WKV-Auswahl insgesamt eine großartige Mannschaftsleistung zeigte: Laukmanns Vereinskollege von SK Heiligenhaus, Marcel Grote, knackte mit 907 Holz ebenfalls die 900er-Marke. Kai Thomas (SKC Langenfeld/Paffrath, 862 Holz), Thomas Habeth (CfK Rösrath, 848 Holz), Marcel Schneimann (Heiligenhaus, 844 Holz) und Thomas Fischer (SG Düsseldorfer Kegler, 788 Holz) erzielten mit 5172 Holz einen neuen Team-Rekord auf den Bahnen am Wittlerdamm auf. Auf niedersächsischer Seite warfen Tobias Henke (VOK Osnabrück, 867 Holz), Julian Geerdes (KF Nordhorn, 849 Holz) und Manuel Prues (KFH Löningen, 842 Holz) die besten Zahlen. Insgesamt kam die Niedersachsen-Auswahl auf 4930 Holz.
In drei Wochen beginnt für die SCR-Kegler die neue Saison in der 2. Bundesliga. Man darf gespannt sein, was sie sich am Samstag beim Weltmeister abgeschaut haben – und wie viel sie davon umsetzen können.