Was für eine Dramatik: Am späten Samstagnachmittag um 17.40 Uhr stand die Tür zur 1. Bundesliga für die Kegler des SC Reckenfeld offen – um nur Minuten später krachend ins Schloss zu fallen.
Mehr als fünfeinhalb Stunden waren im dritten Playoff-Spiel in Langenfeld gespielt, und der SCR lag fünf Holz vor Favorit SK Kamp-Lintfort. Bei diesem Ausgang hätte den Reckenfeldern zum Abschluss der Aufstiegsrunde am kommenden Samstag in Kamp-Lintfort Platz zwei hinter dem Gastgeber für die Sensation gereicht. Hätte. Doch auf den letzten zwei Bahnen drehte sich der Wind – und schlug den Reckenfeldern die Tür vor der Nase zu.
Zu Beginn des Spiels untermauerte “Ka-Li” seine Favoritenrolle mit zwei Top-Ergebnissen von Marvin Panneck (876 Holz) und Mike Mertsch (872). Der SCR setzte durch Andre Ahlers starke 856 Holz dagegen, Jonas Müller kam auf solide 806 Holz. Damit lag der SCR 86 Holz hinter dem Favoriten, aber immerhin elf Holz vor Gastgeber Langenfeld. Der TSV Salzgitter folgte mit deutlichem Rückstand.
Im dritten Block rückte das Feld dann wieder ganz dicht zusammen: Kamp-Lintforts Nils Eichenhofer kam gar nicht zurecht und wurde noch während seiner zweiten Bahn gegen Dennis Schmidt ausgewechselt. Zusammen brachten sie es auf 749 Holz – und die Konkurrenten wussten das zu nutzen: Stefan Lampe spielte trotz Rückenproblemen gute 837 Holz und brachte den SCR damit in Führung: zwei Holz vor “Ka-Li”, sieben vor Langenfeld und 93 vor Salzgitter.
In der Folge nutzten die Langenfelder ihren Heimvorteil und setzten sich ab, während sich Michael Reisch (787) und Nick von Voss (796) auf Reckenfelder Seite sowie Marcel Bernsee (782) und Daniel Niesner (779) für Kamp-Lintfort ein packendes Rennen um Platz zwei lieferten.
Mit 24 Holz Vorsprung ging der SCR in den letzten Block. Und Kamp-Lintfort spürte bei nur 19 Holz Abstand sogar wieder den Atem von Salzgitter im Nacken. Nun wurde es ein reines Nervenspiel: Reckenfelds Schlussspieler Dieter Stumpe büßte gegen den stark aufspielenden Kamp-Lintforter Christian Prante gleich auf der Startbahn den kompletten Vorsprung seines Teams ein, um sich dann auf der zweiten Bahn wieder hauchdünn nach vorne zu schieben. Nun war sie ganz real, die große Chance zum Aufstieg. Doch auf der dritten Räumgasse fehlte Stumpe bei einer Serie von Achter-Würfen schlicht das nötige Fallglück, so dass Prante davon zog. Der Kamp-Lintforter kam schließlich auf 854 Holz und sicherte seinem Team mit insgesamt 4912 Holz den wichtigen zweiten Platz hinter Gastgeber SKC Langenfeld/Paffrath (4969 Holz). Stumpes Zählwerk blieb bei 778 Holz stehen – der SCR kam in Summe auf 4860 Holz. Doch damit nicht genug: Im Windschatten pirschte sich auch noch der TSV Salzgitter heran, den bis dahin niemand mehr auf dem Schirm gehabt hatte. Und tatsächlich zogen die Niedersachsen durch Dirk Henningsen (829 Holz) auf der Zielgeraden noch um acht Holz am SCR vorbei. Rumms! Die Tür zur 1. Liga ist zu, die Enttäuschung bei den Reckenfeldern groß.
Somit wird das vierte Playoff-Spiel am Samstag in Kamp-Lintfort zum Schaulaufen für den Gastgeber und künftigen Erstligisten.
Simon van Raalte
SCR gewinnt den Heimspieltag
Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld haben am zweiten Spieltag der Playoffs ihr Heimspiel pflichtgemäß gewonnen und dürfen weiterhin auf den Sprung in die erste Liga hoffen. Allerdings zeigte sich Favorit SK Kamp-Lintfort vom schwachen Auftritt vor einer Woche in Salzgitter gut erholt und brachte sich mit einer überzeugenden Leistung am Wittlerdamm in die nunmehr beste Ausgangsposition für die noch ausstehenden zwei Aufstiegsspiele.
Anfangs sah es zunächst so aus, als könnte der TSV Salzgitter mit den Kamp-Lintfortern mithalten und sich in der Tageswertung möglicherweise Platz zwei sichern, was Reckenfelds Chancen im Aufstiegsrennen deutlich verbessert hätte. Doch am Ende hatte „Ka-Li“ den längeren Atem und kam mit 5034 Holz hinter dem SCR (5172), aber vor Salzgitter (4918) und der SKG Langenfeld/Paffrath (4902) ins Ziel.
Seine Ausnahmestellung demonstrierte zu Beginn einmal mehr Andre Ahlers: Vier Vollengassen um die 125, die ersten drei Räumgassen jeweils knapp unter 100, und dann zum Abschluss überragende 125 Holz bei 15 Wurf Abräumen – Ahlers ist innerhalb eines guten SCR-Teams noch eine Klasse für sich, seine 916 Holz waren wieder einmal absolut erstligatauglich und die Basis für den ungefährdeten Reckenfelder Heimerfolg. Im Anschluss tat sich Jonas Müller zu Beginn zwar etwas schwer, biss sich aber nach einer schwachen 181er-Anfangsbahn ins Spiel und kämpfte sich auf solide 828 Holz.
Letzte Zweifel räumte dann aber Reckenfelds „Reserve“-Block aus: Andre Penz und Michael Reisch, die vor der Saison eigentlich für die 2. Mannschaft vorgesehen waren, die nun aber nach Michael Schlüters langfristigem Ausfall und durch Stefan Lampes anhaltende Rückenprobleme „oben“ gebraucht wurden, stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass auf sie Verlass ist: Mit 872 Holz (Penz) und 883 Holz (Reisch) lieferten beide absolute Spitzenergebnisse ab. Wohl dem, der so eine Reserve hat!
So konnten es die Reckenfelder auch verschmerzen, dass der gesundheitlich leicht angeschlagen ins Spiel gegangene Dieter Stumpe nur auf schwache 784 Holz kam. Zumal man ja noch Nick von Voss in der Hinterhand hatte, der seine Heimstärke am Samstag mit 889 Holz einmal mehr eindrucksvoll unterstrich.
Kamp-Lintfort kam durch Mike Mertsch (875), Daniel Niesner (870) und Marvin Panneck (856) auf drei Top-Zahlen und fiel auch dahinter mit Ergebnissen zwischen 806 und 821 nicht deutlich ab. Bei Salzgitter bauten Detlef Karlstedt (869) und Andreas Twardowski (840) anfangs ordentlich Druck auf, hinzu kamen drei Zahlen zwischen 813 und 822 – zum Schluss dann aber schwache 758 durch Carsten Warnecke. Bei Langenfeld hielten José Perez (857) und Niklas Johanns (832) mit, die weiteren Ergebnisse zwischen 795 und 811 reichten am Ende aber – wie schon eine Woche zuvor in Salzgitter – nur zu Platz vier.
In der Tabelle liegt der SCR nach zwei Playoff-Spieltagen nun mit 9 Punkten vorn. Kamp-Lintfort belegt punktgleich Rang zwei – hat aber noch sein Heimspiel in der Hinterhand. Zwischen diesen beiden Mannschaften wird sich am Ende wohl der Aufstieg entscheiden. Salzgitter (7 Punkte) und Langenfeld (5 Punkte) folgen auf den Plätzen drei und vier.
Heimspieltag in der Meisterrunde
Können die Kegler des SC Reckenfeld tatsächlich die Tür zur 1. Bundesliga aufstoßen? Mit dem überraschenden zweiten Platz beim Playoff-Auftakt in Salzgitter ist aus der eher theoretischen Möglichkeit plötzlich eine reelle Chance geworden. Um diese zu wahren, ist am Samstag (12 Uhr) im Heimspiel am Wittlerdamm Platz eins Pflicht. “Alles auf Sieg”, lautet daher auch die klare Ansage von Teamsprecher Andre Ahlers. Wenn das gelingt, würde der SCR in der Tabelle der Aufstiegsrunde die Führung übernehmen. In den verbleibenden zwei Spielen wäre unter diesen Vorzeichen alles möglich. Die Zuschauer können sich also auf einen packenden Kegelnachmittag einstellen.
Einen Reckenfelder Heimerfolg vorausgesetzt, wird viel darauf ankommen, in welcher Reihenfolge die Konkurrenten ins Ziel kommen. Favorit SK Kamp-Lintfort und der SKC Langenfeld/Paffrath sind wohl ähnlich stark einzuschätzen: Beide nahmen in der Normalrunde den Zusatzpunkt aus Reckenfeld mit und verloren ihre Spiele jeweils mit rund 150 Holz Rückstand. Langenfeld profitierte allerdings vom verletzungsbedingten Ausfall von Jonas Müller auf Reckenfelder Seite, und auch sonst war an diesem Tag nur Ahlers in Top-Form: Er erzielte mit 951 Holz den aktuell noch gültigen Bahnrekord. “Ka-Li” dagegen bot gleich am ersten Spieltag durch Mike Mertsch und Marvin Panneck zwei Zahlen über 880, spielte mannschaftlich geschlossen über 830, hatte aber das Pech, dass auch der SCR einen Sahnetag erwischte. Allein der TSV Salzgitter war bei seinem Auftritt in Reckenfeld quasi chancenlos. Er geht daher auch am Samstag als krasser Außenseiter ins Rennen – zumindest von der Papierform her. Doch der Playoff-Modus hat immer wieder Überraschungen parat. Zumal die Niedersachsen einige äußerst erfahrene und ausgebuffte Routiniers in ihren Reihen haben. Und dann ist da noch das Geläuf: Anders als Kamp-Lintfort und Langenfeld, die beide daheim auf Plastik spielen, ist Salzgitter ebenfalls auf Holz zu Hause.
Personell steht auf Reckenfelder Seite eine Änderung im Vergleich zur Vorwoche fest: Aufgrund seiner Heimstärke rückt Andre Penz wieder ins Team. Er ersetzt entweder Michael Reisch oder den noch immer rückengeplagten Stefan Lampe.
SCR: Andre Ahlers, Jonas Müller, Andre Penz, Nick von Voss, Dieter Stumpe, Michael Reisch, Stefan Lampe.