Keine Geschenke im Derby, stattdessen eine ordentliche Packung: Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld haben die KF Nordhorn am Samstag mit der Höchststrafe nach Hause geschickt. Dank einer überzeugenden und mannschaftlich geschlossenen Leistung gewannen die Reckenfelder mit 3:0 (57:21/ 5102:4711). Bei den Niedersachsen knackte lediglich Routinier Gregor Geerdes (805 Holz) die 800er-Marke. Der langjährige SCR-Kegler Markus Reinker blieb mit 798 Holz knapp darunter, ebenso wie sein Teamkollege Julian Geerdes (791) – sonst einer der stärksten Zweitliga-Spieler in dieser Saison. Noch schwerer mit den Bahnen am Wittlerdamm taten sich Johannes Voet (780), Steffen Heese (777) und Hendrik Heskamp (760). Bei den Reckenfeldern lief es dagegen richtig rund, und dabei stach einmal der der Startblock heraus: Jonas Müller spielte starke 885 Holz. André Ahlers, gerade von einer Corona-Infektion genesen, legte sogar noch eine Schippe drauf und kam auf großartige 907 Holz. Danach brachte der SCR die Sache ganz souverän über die Bühne: Michael Schlüter (811), Michael Reisch (830), Dieter Stumpe (829) und Stefan Lampe (840) boten den Nordhornern absolut keine Angriffsfläche im Kampf um den Zusatzpunkt, den die Gäste so dringend gebraucht hätten, um vielleicht doch noch die Klasse zu halten. So aber stehen die Niedersachsen neben SK Heiligenhaus 2 und BW Solingen-Hilden als dritter Absteiger fest. Der SCR hingegen springt durch den klaren Erfolg vorübergehend auf Tabellenplatz eins. Dieser wird bei noch zwei ausstehenden Auswärtsspielen in Salzgitter und Rösrath allerdings nur schwer zu verteidigen sein.
Einen Spieltag vor Schluss hat die 3. Mannschaft der SCR-Kegler den Klassenerhalt in der Westfalenliga perfekt gemacht. Im entscheidenden Duell gegen den Tabellennachbarn DSC Wanne-Eickel behielten die Reckenfelder die Nerven und setzten sich mit 3:0 (48:30/ 4607:4364) durch. Mit 816 Holz ragte beim SCR Marcel Reisch heraus. Stark spielten außerdem Andre Penz (792) und Marcus Klaus (782). Aber auch Maria Schmedt (755), Frank Reinker (734) und Frank Stallmeier (728) holten entscheidende Wertungen für das wichtige 3:0. Ebenfalls Grund zu feiern hatte die SCR-Sechste, die mit einem überzeugenden 3:0 (23:13/ 2667:2556) bei SKG Bielefeld 2 den Oberliga-Aufstieg perfekt machte. Bester Reckenfelder war Fabian Howe mit 705 Holz. Dahinter präsentierten sich David Ender (659), Markus Rolf (658) und Thomas Weischer (645) mannschaftlich sehr geschlossen.
Als der SC Reckenfeld die neue Sportanlage am Wittlerdamm bezogen hat, haben Markus Reinker und Jonas Müller gemeinsam beim Aufbau der Kegelbahnen angepackt. Klar, für Jonas ging es um die eigene neue Heimbahn. Markus aber spielt seit vielen Jahren für die KF Nordhorn. Und trotzdem war es für ihn Ehrensache, dem Verein, bei dem er das Kegeln gelernt hat, mitzuhelfen. Am Samstag (14 Uhr) bestreitet der 48-Jährige zum ersten Mal einen Wettkampf auf den Bahnen, die er selbst mit aufgebaut hat – allerdings als Gast und Gegner des SCR. Vor dem anstehenden Zweitliga-Derby haben wir beide zum Gespräch am Wittlerdamm getroffen.
Ihr habt vor zweieinhalb Jahren gemeinsam hier am Bau der Bahnen mitgeholfen. Seitdem hast du, Jonas, hier mehrere zehntausend Trainingswürfe absolviert, du, Markus, in den letzten zwei Jahren keinen einzigen. Fühlt es für sich für dich trotzdem ein Stück wie „deine Bahn“ an?
Markus: Das würde ich so nicht sagen. Als „meine Bahnen“ würde ich dann doch die in Nordhorn bezeichnen. Es ist eine Verbundenheit hier, keine Frage. Aber das ist weniger die Bahn an sich, als vielmehr der Heimatort.
Wie schätzt du die Bahnen ein?
Markus: Schon sehr „holzig“, würde ich sagen. Ich denke, dass es für Kunststoff-Spieler echt schwierig ist, weil es nach meiner Einschätzung schon eine extreme Holzbahn ist. Aber dadurch dass wir selber bis letztes Jahr noch auf Holz gespielt haben, könnte ich mir vorstellen, dass wir damit auch wohl klarkommen.
Jonas, gibst du ihm recht?
Jonas: Es teilweise schon speziell. Ich würde sagen, für uns in der Liga ist es schon eine ordentliche Heimbahn, weil die Wege nicht die einfachsten sind. Wenn man den richtigen Punkt hat, kann es laufen, aber du kannst hier auch eingehen.
Ist es für dich denn noch ein besonderes Spiel hier, Markus?
Markus: Auf jeden Fall. Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ich wieder auf Reckenfelder Boden spiele. Schon die Spiele gegen Tecklenburg waren in den letzten Jahren besondere Spiele für mich, weil man die Leute schon lange und auch besser kennt. Und da es jetzt auch noch Reckenfeld ist, also mein Heimatverein, gilt das natürlich umso mehr.
Jonas, wenn man die abgebrochene Corona-Saison 20/21 außen vor lässt, geht für dich jetzt deine erste vollständige Zweitliga-Saison zu Ende. Wie fällt dein Fazit aus?
Jonas: Zu Hause fühle mich wirklich sehr wohl. Das kommt natürlich auch durch die vielen Trainingswürfe hier. Auswärts muss ich noch sehr viel an mir arbeiten, aber es bringt auch sehr viele neue Erfahrungen. Ich bin natürlich noch nicht immer zufrieden auswärts, aber ich zerbreche mir darüber auch nicht so den Kopf, weil ich denke, das wird nächstes Jahr besser werden, ich weiß jetzt, wie es läuft, und da blicke ich positiv in die Zukunft.
Markus, du hast dagegen schon mehr als 300 Zweitliga-Spiele gemacht und bist in dieser Saison von einer langwierigen Knieverletzung zurückgekommen. Wie ordnest du die Saison ein?
Markus: Die Folgen der Verletzung habe ich zu Beginn der Saison noch bemerkt. Da fehlte zum einen die Sicherheit auf der Bahn. Ich hatte halt die Heimbahnen noch nicht so drin, wie es sich gehört, um die nötigen Ergebnisse spielen zu können. Und es hat auch eine Zeit gedauert, bis ich innerlich auch die Gewissheit hatte, dass ich schmerzfrei spielen kann. Seit ich daran keinen Gedanken mehr verschwenden muss, kann ich mich wieder voll auf die Würfe konzentrieren, und seitdem läuft es auch wieder besser.
Markus, als du den SCR verlassen hast, war Jonas noch ein kleiner Junge. Seine sportliche Entwicklung hast du trotzdem beobachtet. Hast du einen Tipp für ihn?
Markus: Im Großen und Ganzen hat er bis hierher vieles richtig gemacht. Dass er durch die Fusion mit Tecklenburg in die 2. Bundesliga gekommen ist, ist natürlich eine glückliche Fügung für ihn. Sonst hätte ich ihm bei seinem Potenzial ganz sicher geraten, in eine höhere Liga zu wechseln. Als der SCR beim Eröffnungsturnier für unsere neuen Bahnen in Nordhorn gespielt hat – das war noch vor der Fusion mit Tecklenburg – , haben mich meine Mannschaftskollegen schon angesprochen, ob Jonas nicht jemand wäre, den wir nach Nordhorn holen sollten.
Das Hinspiel zwischen Nordhorn und Reckenfeld war eine enge Kiste. Was denkt ihr, wie läuft es am Samstag?
Jonas: Das ist schwer zu sagen. Unsere Bahnen spielen uns natürlich in die Karten. Man braucht halt als Auswärtsmannschaft schon drei bis vier gute Ergebnisse, um hier was zu holen. Aber wenn Nordhorn das schafft, kann es natürlich auch hier wieder spannend werden.
Markus: Mit dem „schwer zu sagen“ gebe ich Jonas auf jeden Fall recht. Allein schon deshalb, weil wir noch nie hier gespielt haben – so wie es vielen Mannschaften in dieser Saison hier ging. Natürlich fahren wir hierher mit der Hoffnung, dass uns die Bahnen doch irgendwie liegen. Aber das im Vorfeld zu sagen nur anhand von ein paar Bildern, die man im Stream gesehen hat, ist schwierig. Klar, wir hoffen, dass es eng wird. Aber damit meine ich jetzt nicht eng um den Gesamtsieg – so wie im Hinspiel. Das erwarte ich nicht. Aber vielleicht eng um den Zusatzpunkt.
Bis vor ein paar Wochen sah es so aus, dass Reckenfeld um den Aufstieg würde mitspielen können. Was denkst du, Markus, warum hat es am Ende vermutlich nicht gereicht?
Markus: Lange Zeit war der SCR für mich tatsächlich einer der Top-Favoriten. Tecklenburg war in der 2. Liga eigentlich immer auswärtsstark. Und nun kam auch noch die Heimstärke dazu. Dass es vermutlich am Ende nicht reicht, liegt letztendlich an zwei, drei Spielen, die man knapp verloren hat: das war in Osnabrück, in Solingen und bei uns. Das sind Punkte, die am Ende fehlen. Auch in Kassel hätte ich mir von den Reckenfeldern mehr erhofft. Aber in Kassel ging es in dieser Saison vielen Mannschaften so.
Die Abstiegsregelung in der 2. Liga ist in dieser Saison knallhart. Jonas, hat Nordhorn noch eine Chance auf den Klassenerhalt?
Jonas: Ich habe jetzt nicht genau im Kopf, gegen wen Nordhorn noch spielt. Zu Hause sind sie mittlerweile so sicher geworden, dass sie da wohl auf jeden Fall voll punkten sollten. Und wenn es auswärts läuft, kann man auch immer schnell einen Punkt mitnehmen.
Markus: Das Problem ist, dass uns ein Punkt nicht reicht. Wir müssten schon mindestens einmal auswärts gewinnen. Und das ist in Reckenfeld und in Sontra eher unwahrscheinlich.
Markus, ich muss das natürlich fragen: Du hast beim SCR das Kegeln gelernt, hast viele Jahre hier erfolgreich gespielt. Du wohnst in Saerbeck, also quasi vor der Haustür. Wirst du irgendwann auch wieder im SCR-Trikot spielen?
Markus: Irgendwann bestimmt – davon gehe ich aus. Zum Glück kann man im Kegeln ja recht lange aktiv sein. Von daher braucht man sich da jetzt noch nicht irgendwie festlegen.
Die 2. Mannschaft der SCR-Kegler unterstrich einmal mehr ihren Ruf als auswärtsstärkstes Team der Liga. Bei Preußen Lünen setzten sich die Reckenfelder in einem spannenden Spiel mit 3:0 (42:36/ 4561:4538) durch – es war Reckenfelds dritter Sieg im fünften Auswärtsspiel. Der SCR geriet im ersten Block ins Hintertreffen, weil Robert Willmann (682) nur eine Räumgasse erwischte. Jens Hagemann (792) hielt aber auf dem Niveau der Lünener Peter Erfmeier (791) und Mark Jaeger (798) mit. Doch danach kämpften sich die Reckenfelder mit jedem Wurf heran. Marc Kockmann (770) und Ingo Bäumer (782) halbierten den Rückstand, ehe Udo Reinker (743) und vor allem der starke Björn van Raalte (792) das Blatt zugunsten der Gäste wendeten. Einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf feierte in der anderen Westfalenliga-Staffel die SCR-Dritte mit 2:1 (39:39/ 4556:4476) gegen SKG Wattenscheid 2. Als Glücksgriff erwies sich die Entscheidung, Andre Penz als Verstärkung aus der Zweiten zu holen: Mit überragenden 857 Holz durfte er sich am Ende als Matchwinner feiern lassen. In starker Verfassung präsentierte sich außerdem Marcus Klaus (785). In der Oberliga verlor die 4. Mannschaft des SCR mit 0:3 (13:23/ 2775:2904) beim Aufstiegskandidaten TV Borghorst. Durch Helmut Kennings 752 Holz durften die Reckenfelder sogar lange Zeit an einem Punktgewinn schnuppern. Die 5. Mannschaft verlor knapp mit elf Holz Rückstand beim RSK Versmold. Beim 1:2 (17:19/ 2728:2739) spielte Fabian Howe mit 749 Holz die überragende Zahl. Die SCR-Sechste baute mit einem 3:0 (22:14/ 2579:2431) beim RSK Versmold 2 die Tabellenführung in der Bezirksliga aus und kann wohl nur noch theoretisch vom Aufstiegsplatz verdrängt werden. David Ender (696), Markus Rolf (672) und Hendrik Nytz (664) waren Reckenfelds Beste.
Der Aufstiegszug in Richtung 1. Liga fährt vermutlich ohne die Kegler des SC Reckenfeld ab. Die Reckenfelder verloren am Samstag ihr Auswärtsspiel beim Zweitliga-Schlusslicht BW Solingen-Hilden mit 1:2 (38:40/ 4836:4898) und verpassten damit die Chance, mit dem am Wochenende spielfreien Tabellenführer TSV Salzgitter nach Punkten gleichzuziehen. Der SCR hielt die Partie auf den Langenfelder Bahnen lange Zeit spannend, doch am Ende ging ihm die Luft aus. André Ahlers spielte zu Beginn starke 855 Holz und setzte sich damit an die Spitze der Tageswertung. Jonas Müller vergeigte leider die letzte Bahn (171) und musste sich schließlich mit 771 Holz zufrieden geben. Gegen Volker Miesner (820) und Dennis Grohmann (828) bedeutete das einen Rückstand von 22 Holz. Das Blatt wendete sich im 2. Block, in dem Stefan Lampe (833) und Michael Schlüter (825) ihre Kontrahenten Christoph Kahl (808) und Ralf van Baal (815) hinter sich ließen. Danach lag Reckenfeld mit 13 Holz vorn und hatte den Zusatzpunkt schon sicher. Doch im Schlussblock kippte das Spiel erneut: Routinier Werner Schmedt fand sich nicht wie erhofft zurecht und ließ sich nach 177 Holz auf der Anfangsbahn gegen Björn van Raalte auswechseln. Die erneute Wende brachte aber auch dieser Tausch nicht mehr: 747 Holz sammelten beide zusammen – zu wenig gegen Daniel Grohmann (812) und Markus Gruben (812), die auch Dieter Stumpe (805) knapp hinter sich ließen. “Uns fehlte leider noch eine Top-Zahl”, sagte Teamsprecher Ahlers nach dem Spiel enttäuscht. Eine minimale Chance bleibt den Reckenfeldern wohl, vielleicht doch noch auf den Aufstiegszug aufzuspringen. Voraussetzung ist, dass man in zwei Wochen das Derby gegen Nordhorn 3:0 gewinnt und anschließend bei den direkten Konkurrenten Salzgitter und Rösrath punktet. Die besten Chancen hat nun aber vermutlich Blau-Weiß Sontra: Die Nordhessen belegen zwar aktuell nur Tabellenplatz fünf, haben aber ein Spiel weniger als der SCR und Salzgitter und sogar zwei Spiele weniger als Rösrath absolviert – und sie haben obendrein vermutlich das leichteste Restprogramm.
Es ist die letzte Chance: Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld benötigen am Samstag (16 Uhr) zwingend einen Auswärtssieg, wenn sie noch ins Meisterschaftsrennen eingreifen wollen. Betrachtet man die reine Papierform, dann scheint die Aufgabe durchaus lösbar zu sein, denn Gastgeber BW Solingen-Hilden steht mit lediglich fünf Punkten abgeschlagen am Ende der Tabelle. Der Grund für diese verheerende Bilanz ist der Umstand, dass die Blau-Weißen vor der Saison kurzfristig ihre Heimbahnen verloren haben – der Vermieter kündigte ihnen wegen Eigenbedarfs. Seitdem tragen sie ihre Heimspiele in der Manni-Jung-Kegelhalle in Langenfeld aus. Doch die Einspielzeit reichte nicht, um sich den im Kegelsport so wichtigen Heimvorteil zu erarbeiten. Die Folge ist, dass Solingen lediglich die Heimspiele gegen Nordhorn und Mülheim gewinnen konnte. Mit dem Abstieg hat sich das Team längst abgefunden – und doch will man die Saison sportlich fair zu Ende spielen. Auch dem SCR wird man die Punkte ganz sicher nicht kampflos überlassen. Angesichts einiger personeller Fragezeichen bei den Reckenfeldern scheint der Ausgang tatsächlich offen zu sein. Viel wird davon abhängen, ob sich Stefan Lampe nach überstandener Corona-Infektion rechtzeitig aus der Isolation freitesten kann. Michael Reisch fällt aus privaten Gründen aus. Für ihn rückt Routinier Werner Schmedt ins Team.
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