Im Moment des größten Triumphs fließen erst einmal die Tränen. Gold mit der Herrenmannschaft. Gold mit der Mixedmannschaft. Und nun auch noch Gold im Herren-Paarkampf. Jubelnd umarmt Stefan Lampe seinen Tandempartner Thomas Klein (TG Herford). Der Kegler des SC Reckenfeld kann es kaum fassen, denn es hört sich einfach unglaublich an: dreifacher Weltmeister!
Das Paarkampf-Finale am Pfingstmontag war für Stefan Lampe, den die meisten liebevoll „Ivan“ nennen, sportliches und emotionales Highlight einer einzigartigen Woche. Ein Wettkampf, der die Zuschauer im Eastside-Kegelcenter in Ostbevern mitriss. Nach verhaltenem Start kämpften sich Lampe und Klein immer besser in dieses Finale, so dass sich ein packender Dreikampf entwickelte zwischen den beiden fürs Finale qualifizierten deutschen Teams und den Luxemburgern Berto Bargagna/Jean-Marc Hoffmann, die an den Tagen zuvor in Vorlauf und Halbfinale jeweils vorn gelegen hatten. Das belgische Duo Roland Backes/Dieter Thomas verlor auf den anspruchsvollen Ostbeverner Bahnen dagegen frühzeitig den Anschluss. Auf der dritten Bahn zogen dann Lampe/Klein ebenso wie das Luxemburger Tandem an den bis dahin führenden Knut Martini vom deutschen Vizemeister SK Heiligenhaus und Uwe Schierk (KSV Osburg) vorbei. Mit 13 Holz Vorsprung gingen der 54-jährige SCR-Kegler und sein Tandempartner Klein dann auf die Schlussbahn. Hier streuten plötzlich die Luxemburger einige Fehler ein, während Martini/Schierk noch mal mächtig aufdrehten. Doch Thomas Klein und Stefan Lampe blieben unbeeindruckt und sicherten sich mit 683 Holz den WM-Titel. Der Rest war Freude pur.
„So richtig begreifen kann ich das alles noch nicht“, sagte der sichtlich aufgewühlte Lampe vor der abschließenden Siegerehrung. Es sollte die dritte für ihn im Verlauf dieser Turniertage werden – und die, mit der am wenigsten zu rechnen war. Tags zuvor hatte Lampe bereits mit der Mannschaft den WM-Titel geholt. Mit 3130 Holz gewann das deutsche Team vor Belgien (3054), Luxemburg (3010) und Frankreich (2995) und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Lampe steuerte solide 777 Holz bei. Thomas Klein (808), Alexander Lehnhausen (780) sowie Knut Martini und Uwe Schierk (765), die sich den Durchgang teilten, sorgten für ein geschlossenes Mannschaftsresultat. Mit der Mixed-Mannschaft holte Lampe ebenfalls Gold vor Luxemburg und Belgien. In dieser Disziplin war der Titel aber auch fest eingeplant, denn international fehlt es im Frauenbereich an Konkurrenz. Alexander Lehnhausen (790), Lampe (762), Petra Fritz (762) und Kerstin Wahl (710) freuten sich trotzdem.
Stefan Lampe war eher unverhofft zum Nationalspieler geworden. Kurzfristig hatte der Verband ihn für die Senioren-WM nachnominiert – wohl auch, weil der benachbarte BSV Ostbevern anlässlich seines 100-jährigen Bestehens dieses Turnier austragen durfte. Und der SCR-Kegler zahlte das Vertrauen mit Leistung zurück. Das zeigte sich gleich bei seinem ersten Einsatz im Trikot mit dem Bundesadler auf dem Oberarm – im Vorlauf des Herren-Mannschaftswettbewerbs: Die Anspannung war Lampe, der sonst stets so abgeklärt wirkt, deutlich anzusehen. Doch auf seinen Wurf schien das keine Auswirkung zu haben. 9 – 9 – 9 – 9 – 9 – 9. Erst im siebten Wurf ließ Ivan die ersten Hölzer stehen. Besser konnte sein Nationalmannschaftsdebüt kaum starten. Und besser als mit drei Goldmedaillen im Gepäck konnte sie für den SCR-Kegler auch nicht enden.