Als der SC Reckenfeld die neue Sportanlage am Wittlerdamm bezogen hat, haben Markus Reinker und Jonas Müller gemeinsam beim Aufbau der Kegelbahnen angepackt. Klar, für Jonas ging es um die eigene neue Heimbahn. Markus aber spielt seit vielen Jahren für die KF Nordhorn. Und trotzdem war es für ihn Ehrensache, dem Verein, bei dem er das Kegeln gelernt hat, mitzuhelfen. Am Samstag (14 Uhr) bestreitet der 48-Jährige zum ersten Mal einen Wettkampf auf den Bahnen, die er selbst mit aufgebaut hat – allerdings als Gast und Gegner des SCR. Vor dem anstehenden Zweitliga-Derby haben wir beide zum Gespräch am Wittlerdamm getroffen.
Ihr habt vor zweieinhalb Jahren gemeinsam hier am Bau der Bahnen mitgeholfen. Seitdem hast du, Jonas, hier mehrere zehntausend Trainingswürfe absolviert, du, Markus, in den letzten zwei Jahren keinen einzigen. Fühlt es für sich für dich trotzdem ein Stück wie „deine Bahn“ an?
Markus: Das würde ich so nicht sagen. Als „meine Bahnen“ würde ich dann doch die in Nordhorn bezeichnen. Es ist eine Verbundenheit hier, keine Frage. Aber das ist weniger die Bahn an sich, als vielmehr der Heimatort.
Wie schätzt du die Bahnen ein?
Markus: Schon sehr „holzig“, würde ich sagen. Ich denke, dass es für Kunststoff-Spieler echt schwierig ist, weil es nach meiner Einschätzung schon eine extreme Holzbahn ist. Aber dadurch dass wir selber bis letztes Jahr noch auf Holz gespielt haben, könnte ich mir vorstellen, dass wir damit auch wohl klarkommen.
Jonas, gibst du ihm recht?
Jonas: Es teilweise schon speziell. Ich würde sagen, für uns in der Liga ist es schon eine ordentliche Heimbahn, weil die Wege nicht die einfachsten sind. Wenn man den richtigen Punkt hat, kann es laufen, aber du kannst hier auch eingehen.
Ist es für dich denn noch ein besonderes Spiel hier, Markus?
Markus: Auf jeden Fall. Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ich wieder auf Reckenfelder Boden spiele. Schon die Spiele gegen Tecklenburg waren in den letzten Jahren besondere Spiele für mich, weil man die Leute schon lange und auch besser kennt. Und da es jetzt auch noch Reckenfeld ist, also mein Heimatverein, gilt das natürlich umso mehr.
Jonas, wenn man die abgebrochene Corona-Saison 20/21 außen vor lässt, geht für dich jetzt deine erste vollständige Zweitliga-Saison zu Ende. Wie fällt dein Fazit aus?
Jonas: Zu Hause fühle mich wirklich sehr wohl. Das kommt natürlich auch durch die vielen Trainingswürfe hier. Auswärts muss ich noch sehr viel an mir arbeiten, aber es bringt auch sehr viele neue Erfahrungen. Ich bin natürlich noch nicht immer zufrieden auswärts, aber ich zerbreche mir darüber auch nicht so den Kopf, weil ich denke, das wird nächstes Jahr besser werden, ich weiß jetzt, wie es läuft, und da blicke ich positiv in die Zukunft.
Markus, du hast dagegen schon mehr als 300 Zweitliga-Spiele gemacht und bist in dieser Saison von einer langwierigen Knieverletzung zurückgekommen. Wie ordnest du die Saison ein?
Markus: Die Folgen der Verletzung habe ich zu Beginn der Saison noch bemerkt. Da fehlte zum einen die Sicherheit auf der Bahn. Ich hatte halt die Heimbahnen noch nicht so drin, wie es sich gehört, um die nötigen Ergebnisse spielen zu können. Und es hat auch eine Zeit gedauert, bis ich innerlich auch die Gewissheit hatte, dass ich schmerzfrei spielen kann. Seit ich daran keinen Gedanken mehr verschwenden muss, kann ich mich wieder voll auf die Würfe konzentrieren, und seitdem läuft es auch wieder besser.
Markus, als du den SCR verlassen hast, war Jonas noch ein kleiner Junge. Seine sportliche Entwicklung hast du trotzdem beobachtet. Hast du einen Tipp für ihn?
Markus: Im Großen und Ganzen hat er bis hierher vieles richtig gemacht. Dass er durch die Fusion mit Tecklenburg in die 2. Bundesliga gekommen ist, ist natürlich eine glückliche Fügung für ihn. Sonst hätte ich ihm bei seinem Potenzial ganz sicher geraten, in eine höhere Liga zu wechseln. Als der SCR beim Eröffnungsturnier für unsere neuen Bahnen in Nordhorn gespielt hat – das war noch vor der Fusion mit Tecklenburg – , haben mich meine Mannschaftskollegen schon angesprochen, ob Jonas nicht jemand wäre, den wir nach Nordhorn holen sollten.
Das Hinspiel zwischen Nordhorn und Reckenfeld war eine enge Kiste. Was denkt ihr, wie läuft es am Samstag?
Jonas: Das ist schwer zu sagen. Unsere Bahnen spielen uns natürlich in die Karten. Man braucht halt als Auswärtsmannschaft schon drei bis vier gute Ergebnisse, um hier was zu holen. Aber wenn Nordhorn das schafft, kann es natürlich auch hier wieder spannend werden.
Markus: Mit dem „schwer zu sagen“ gebe ich Jonas auf jeden Fall recht. Allein schon deshalb, weil wir noch nie hier gespielt haben – so wie es vielen Mannschaften in dieser Saison hier ging. Natürlich fahren wir hierher mit der Hoffnung, dass uns die Bahnen doch irgendwie liegen. Aber das im Vorfeld zu sagen nur anhand von ein paar Bildern, die man im Stream gesehen hat, ist schwierig. Klar, wir hoffen, dass es eng wird. Aber damit meine ich jetzt nicht eng um den Gesamtsieg – so wie im Hinspiel. Das erwarte ich nicht. Aber vielleicht eng um den Zusatzpunkt.
Bis vor ein paar Wochen sah es so aus, dass Reckenfeld um den Aufstieg würde mitspielen können. Was denkst du, Markus, warum hat es am Ende vermutlich nicht gereicht?
Markus: Lange Zeit war der SCR für mich tatsächlich einer der Top-Favoriten. Tecklenburg war in der 2. Liga eigentlich immer auswärtsstark. Und nun kam auch noch die Heimstärke dazu. Dass es vermutlich am Ende nicht reicht, liegt letztendlich an zwei, drei Spielen, die man knapp verloren hat: das war in Osnabrück, in Solingen und bei uns. Das sind Punkte, die am Ende fehlen. Auch in Kassel hätte ich mir von den Reckenfeldern mehr erhofft. Aber in Kassel ging es in dieser Saison vielen Mannschaften so.
Die Abstiegsregelung in der 2. Liga ist in dieser Saison knallhart. Jonas, hat Nordhorn noch eine Chance auf den Klassenerhalt?
Jonas: Ich habe jetzt nicht genau im Kopf, gegen wen Nordhorn noch spielt. Zu Hause sind sie mittlerweile so sicher geworden, dass sie da wohl auf jeden Fall voll punkten sollten. Und wenn es auswärts läuft, kann man auch immer schnell einen Punkt mitnehmen.
Markus: Das Problem ist, dass uns ein Punkt nicht reicht. Wir müssten schon mindestens einmal auswärts gewinnen. Und das ist in Reckenfeld und in Sontra eher unwahrscheinlich.
Markus, ich muss das natürlich fragen: Du hast beim SCR das Kegeln gelernt, hast viele Jahre hier erfolgreich gespielt. Du wohnst in Saerbeck, also quasi vor der Haustür. Wirst du irgendwann auch wieder im SCR-Trikot spielen?
Markus: Irgendwann bestimmt – davon gehe ich aus. Zum Glück kann man im Kegeln ja recht lange aktiv sein. Von daher braucht man sich da jetzt noch nicht irgendwie festlegen.